Kunst als Impulsgeberin für Künste und Wissenschaften
Im Fokus der ANKK‐Jahrestagung 2016 steht die Frage: Welche Impulse gehen von den niederländischen Bildkünsten auf schriftlich geprägte Wissenskulturen und andere Kunstgattungen wie etwa Literatur und Theater aus? Dabei sollen zum einen die Komplementarität von Bild und Schrift in Kunstwerken und Büchern bzw. Schriften untersucht, zum anderen Auswirkungen der Kunst auf die verschiedenen Wissensdisziplinen, Literatur und andere Künste aufgezeigt werden. An diese Leitgedanken schließen beispielhaft folgende Überlegungen zum Thema an: Die zu thematiserenden Impulse sind in Ekphrasis, Emblematik oder Reiseliteratur wirksam. Aber auch die longue durée der Rezeption einzelner Kunstwerke kann auf ihre Impulsgebung hin befragt werden.
So ist beispielsweise vom irischen Schriftsteller Samuel Beckett bekannt, dass er sich tagelang in Museen wie der Hamburger Kunsthalle aufhielt und Notizen vor Gemälden machte, oft zu historischer und zeitgenössischer Kunst aus Belgien und den Niederlanden. Seine Kunsterfahrungen verarbeitete er in Theaterstücken und Essays, er diskutierte sie mit seinen Künstlerfreunden. Die Steigerung und Verfeinerung der manuellen Fertigkeiten – das Material - Knowhow – von Künstlern waren Impulsgeber für technische Innovationen. Der Maler Johannes Goedaert wurde so von Zeitgenossen zugleich als Alchemist, Entomologe und Pharmazeut geschätzt. Ob man nach den Impulsen künstlerischer Arbeiten für das Verständnis der Antike bzw. der Natur fragt, den Antrieben für die Entwicklung politischer Theorien oder denjenigen für theologische Diskurse: Regelmäßig waren Kunstwerke (selbst‐)evidente Wissensspeicher und deutlich mehr als nur Illustrationen schriftlicher Theorien – oftmals gingen die Bilder der Theorie voraus oder waren deren Grundlage. Zu denken wäre beispielsweise an Jan van Eycks Darstellungen des Mondes. Nicht selten waren importierte und „exotische“ Artefakte entscheidende Auslöser kulturhistorischer und - politischer Debatten. Der Wert einer künstlerischen Arbeit lässt sich kaum daran messen, in welchem Maße sie an schriftliche Auseinandersetzungen heranreicht oder Kunst zum Thema der Kunst erhebt. In diesem Sinne insistierte schon Svetlana Alpers darauf, dass „die Faszination durch und der Glaube an die [kunsthandwerkliche] Repräsentation der Welt dazu beigetragen haben, neue Naturerkenntnisse anzuregen.“ Am häufigsten aber wohl waren die bildenden Künste Anstoßgeber für die schreibenden Künste. Die enge Verzahnung mit den Schwesterkünsten, Literatur und Theater, wird etwa mit Blick auf das Goldene Zeitalter der Niederlande sichtbar. Joost van den Vondel ließ sich für seine Dramen von Rembrandts Werken anregen und lobte dessen Gemälde, auf Horaz’ Ars poetica anspielend, als „Spreekende schilderye“.
Programm
Donnerstag, 13.10.
Ort: Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall 5
Flandern und die Niederlande sind dieses Jahr Gastländer der Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Grund freuen wir uns, die Tagung mit einem literarischen Auftakt eröffnen zu können – gefördert und unterstützt von der Generaldelegation der Regierung Flanderns in Deutschland und der Botschaft des Königreichs der Niederlande sowie dem Ehrengast Team der Frankfurter Buchmesse 2016.
18:00-20:00
- Grußwort Tom Maasen, Kulturattaché der Botschaft des Königreichs der Niederlande
- Kunst ist, was wir teilen – Kunst is wat we delen.
Tom Van de Voorde und Ted van Lieshout im Dialog mit Jan Massys Flora und Gerard van Honthorsts Solon vor Krösus in der Hamburger Kunsthalle
20:00-21:00
- Empfang des ANKK im Restaurant The Cube (Hamburger Kunsthalle)
Freitag, den 14.10.
Ort: Universität Hamburg, Hauptgebäude, Erwin-Panofsky-Hörsaal
Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg
10:00-12:00
- Mitgliederversammlung
12:00-13:30
- Mittagspause
13.30
- Anmeldung
14:00-14:15
- Begrüßung mit Grußworten des ANKK und Koen Haverbeke, Generaldelegierter der Regierung Flanderns in Deutschland
Moderation: Maurice Saß
14:15-15:00
- Britta Bendieck, Universiteit van Amsterdam
Armando – zwischen Kunst und Wirklichkeit
15:00-15:45
- Katharina Hiery, LMU München
Kunst-Geschichte. Maarten van Heemskerck als Künstler-Historiker
15:45-16:10
- Kaffeepause
16:10-16:30
- Transfer zu den Veranstaltungsorten der Workshops
16:30-18:00
Workshops
- Ute Haug und Ulrike Saß, beide Hamburger Kunsthalle - Experten_innen erwünscht! – Provenienzforschung stellt ihre Fragen
- Sandra Pisot, Hamburger Kunsthalle - Das Goldene Zeitalter der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle
- Andreas Stolzenburg, Hamburger Kunsthalle - Highlights des Kupferstichkabinetts
- Barbara Uppenkamp, Universität Hamburg - Vredeman, Coignet und Co.: Niederländische Künstler in Hamburg und ihre Netzwerke
19.30
- Konferenzessen im COX (Lange Reihe 68, 20099 Hamburg)
Samstag, den 15.10.
Ort: Universität Hamburg, Hauptgebäude, Erwin-Panofsky-Hörsaal
Edmund-Siemers-Allee 1
Moderation: Christiane Kruse
09:30-10:15
- Yannis Hadjinicolaou, HU Berlin
„Sicherlich besteht die Malerei aus dem, was man tut, und nicht aus dem, was man sagt“. Das Handeling der Rembrandtisten zwischen Praxis und Theorie
10:15-11:00
- Elvira Bojilova, KHI Florenz/Universität Hamburg
Synergie, Überbietung, Nahrung – Zum Verhältnis von Kalligraphie und Schraffur
11:00-11:30
- Postersektion
11:30-12:00
- Kaffeepause + Postersektion
Moderation: Katrin Dyballa
12:00-12:45
- Stefanie Rehm, Universität Kassel
Jeden Dienstag zu Gast im Hause Goll – eine Sammlung als Impulsgeber für die europäische Niederländer-Rezeption im späten 18. Jahrhundert
12:45-13:30
- Miron Schmückle, Berlin
Das Verhältnis zwischen Naturdeskription und Naturallegorie in den Kabinettminiaturen Joris Hoefnagels (1542 – 1600) und deren Einfluss auf die frühneuzeitlichen Naturwissenschaften und die barocke Blumenstillleben-Malerei nördlich der Alpen
13:30-14:15
- Lisanne Wepler, Universiteit Leiden
The bad (?) bat – Fledermausgeschichten
14:15
- Schlussworte / Ende der Tagung
Organisationsteam: Katrin Dyballa, Christiane Kruse, Maurice Saß
Förderer
Veranstaltungspartner