Bei der Jahrestagung „Batavia in Bavaria“ vom 12. bis 14. Oktober 2017 in München nutzten die Nachwuchsmitglieder des Vereins die Möglichkeit, ihre aktuellen Forschungen in Form wissenschaftlicher Poster zur Diskussion zu stellen. Die folgenden Abstracts bieten einen Einblick in die präsentierten Projekte. Für die Inhalte sind jeweils die Autorinnen verantwortlich.
Humor und Sozialsatire in der Interieurmalerei von Cornelis Troost (1696 – 1750)
Katharina Haack | Universität Zürich
Jan van Eyck und die Antike
Klara Lindnerova | Universität Salzburg
Das Dissertationsprojekt »Jan van Eyck und die Antike« untersucht Aspekte der Rezeption, Transformation und Reflexion antiker Kultur bei Jan van Eyck (ca. 1390-1441). Dabei sollen sowohl die Nachahmung schriftlich überlieferter Vorbilder als auch der Einfluss materieller Kultur analysiert werden.
Methodischer Ausgangspunkt ist die Frage nach einem historischen Bewusstsein in van Eycks Umfeld, sowie nach der Kenntnis antiker Künstler und ihrer Werke. Grundlegend hierfür ist die Suche nach konkreten Quellen, deren Existenz im Umkreis des Malers nachgewiesen werden kann. Ebenso relevant ist das Gedankengut der italienischen Humanisten, das über verschiedenste Wege in den Norden gelangt war. Ferner werden Inhalte aus antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Texten an van Eycks Gemälde herangetragen: Die Gegenüberstellung offenbart eine komplexe Reflexion von Konzepten, Ideen und Topoi, deren Ursprung in der Antike liegt. Zudem werden materielle Zeugnisse aus der Antike mit van Eycks Oeuvre verglichen. Van Eycks Werke weisen auffallende Parallelen zur antiken Kunst auf. Es sind die naturnahe Bildwirkung, wie auch verschiedene Bildideen, die im Kontext der frühneuzeitlichen Kultur Assoziationen mit den Werken der »besten« antiken Künstler hervorgerufen haben könnten. Entsprechende Ideen stellen einen festen Bestandteil des intellektuellen Diskurses dar, sodass gelehrte Zeitgenossen in van Eycks Bildern Anspielungen auf antike Vorbilder erkennen konnten – auch wenn diese vom Maler nicht zwingend beabsichtigt waren. Tatsächlich zeigt sich, dass die Nachahmung von vorbildhaften Antiken in der burgundischen Hofkultur fest verwurzelt war. Es kann angenommen werden, dass auch der Hofmaler Philipps des Guten, Jan van Eyck von der Kunst und Kultur des Altertums beeinflusst war und die alten Künstler imitierte, beziehungsweise sie zu überwinden suchte.
Buitenplaatsen zwischen Repräsentation und privatem Rückzug – Die niederländische Landvillenkultur des Goldenen Zeitalters im Blickfeld eines wandelnden Landschaftsverständnisses
Juliane Rückert | Freie Universität Berlin
Mit der Buitenthematik wird eine enggefasste, elitäre Subkultur des 17. Jahrhunderts der Niederlande angesprochen, die in sich eigene Entwicklungen im Bereich der Literatur, Gartenkunst, Architektur und Malerei verbindet. In ihnen formt sich eine komplexe Auseinandersetzung mit Idyllentopoi und Glorifizierungen des Landlebens heraus. Die niederländische Buitenkultur wird dabei zum Austragungsort eines immer stärker hervortretenden Diskurses über die Vorstellung eines idealen Landlebens, in welchem sich calvinistisches Arbeitsgebot, humanistische Bildung und generelle Repräsentationswünsche entgegentreten. Der Garten ist ein Spiegel der Zeit und ein Ausgangspunkt für die Beziehung einer Gesellschaft zur Natur. Die vielseitigen Entwicklungen in der Gartengestaltung der Niederlande in der Mitte des 17. Jahrhunderts, bedingt durch wissenschaftliche Innovationen, asiatischen Einflüsse und neuen philosophischen Ansichten spiegeln sich auch in der Umsetzung in der Malerei wieder und haben noch Auswirkungen auf die folgenden Jahrhunderte.
In meinem Forschungsvorhaben möchte ich die unterschiedlichen Funktionen der Gartendarstellung in der niederländischen Malerei hinsichtlich einer Aussage über die Naturauffassung von Künstler und Auftraggeber hinterfragen. Der in den Hofdichten offen geführte Diskurs über das Ideal der Buiten und deren realen gesellschaftlichen Subkultur zeigt bereits die divergierenden Auffassungen im 17. und 18. Jahrhundert. Verschiedene Strömungen in der Gartengestaltung, Ansätze zu neuen Gartentheorien und die Bereicherung der Gartenfunktionen durch neue Konventionen, führen zu kritischen Reflexionen auch in der Malerei. Das gesteigerte Interesse an der Buitenkultur befördert Innovationen in allen Kunstgattungen.
Adriaen van de Velde: Landschaft mit Porträt einer Familie mit Kindermädchen (1667), Rijksmuseum Amsterdam
Vivat Oranje! – Die Darstellung des Friedens von Aachen (1748) in der niederländischen Republik
Anna-Lisa Schwartz | Universität Trier
Das Dissertationsprojekt untersucht die Visualisierung des Friedens von Aachen in der niederländischen Republik und ihren Beitrag zu einer nationalen Erinnerungskultur. Das Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740−1748) und der Abschluss des Vertrags von Aachen (Oktober 1748) – genau einhundert Jahre nach Gründung der Republik − wurde in den Niederlanden gebührend gefeiert. Im Vordergrund standen jedoch nicht die Ergebnisse des Abkommens, sondern vielmehr die Säkularfeier des Friedens von Münster und die Repräsentation des neuen Erbstatthalters Wilhelms IV.
Als Untersuchungsgrundlage dienen druckgraphische Blätter, Medaillen, Gelegenheitsdichtungen, Theaterstücke und Festbeschreibungen. Nach dem Ende der zweiten statthalterlosen Periode (1702−1747) beherrschten vor allem die Orangisten die Medien, die den Werdegang des Landes als Erfolgsgeschichte der Statthalter aus dem Hause Oranien-Nassau zu präsentierten wussten. Als Galionsfigur diente der seit 1747 das Amt bekleidende Willem Karel Hendrik Friso, der im Mai 1747 zum Statthalter sowie Admiral- und Kapitängeneral ausgerufen wurde, um eine französische Invasion in die nördlichen Provinzen zu verhindern.
Etablierte Friedensmotive wie die Rückkehr des Goldenen Zeitalters boten die Möglichkeit zu Rückbezügen auf die Blütezeit der Republik. Fernab dessen entwickelten sich aber auch neue Motive, die das Promotionsvorhaben herausarbeiten möchte. Darunter fällt beispielsweise het wonderjaar, ein vor allem in der Dichtung entwickelter Begriff, der die Ereignisse des Jahres 1748 (z.B. die Geburt des Erbprinzen) mit dem Friedensschluss in Verbindung bringt. Nicht zuletzt gilt es die ausladenden Feierlichkeiten in Den Haag im Juni 1749 in den Blick zu nehmen, die nicht nur aufgrund ihres geschlossenen ikonographischen Programms, sondern auch durch ihre äußerst gute Dokumentation besonders interessant sind.
Martin Holtzhey, Medaille auf die Hundertjahrfeier des Friedens von Münsters und den Frieden von Aachen. Teylers Museum Haarlem Holland, TMNK 01963.
Simon Fokke, Titelblatt für Dichtkunstig Gedenkteeken voor de Nederlandsche Vryheit (Amsterdam: 1748). Rijksmuseum Amsterdam, RP-P-OB-84.046.