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ANKK-Nachwuchs-Studientage - Antwerpen - 11.-13. Mai 2023

Ein Bericht von Madeline Delbé und Anna Lisa Schwartz

Die Nachwuchs-Studientage des ANKK sind ein Forum für einen peer to peer-Austausch über Forschungsthemen aus dem Bereich der niederländischen Kunst- und Kulturgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart und finden einmal jährlich jeweils an einem anderen Ort statt.

Vom 11. bis 12. Mai 2023 war der ANKK zu Gast in Antwerpen, wo wir Einblicke in gleich mehrere kunst- und kulturhistorisch bedeutsame Institutionen der Kunst- und Handelsmetropole erhalten durften.

1 Gruppenbild.  2a Felixarchief Urkunde uber den Erwerb des Stadtrechts von Antwerpen   2b Fuhrung durch das Depot des FelixArchiefs

Nachdem sich einige Workshopteilnehmende bereits am Vorabend zu einem losen Zusammentreffen und Kennenlernen getroffen hatten, startete das offizielle Programm der Studientage am Donnerstagmorgen mit einem Besuch im FelixArchief, dem Antwerpener Stadtarchiv. Untergebracht in den historischen Lagerhallen des Hafens, beherbergt das Archiv historische Dokumente zum Stadtrat und der Stadtverwaltung von Antwerpen, jedoch auch zeitgenössische analoge wie digitale Quellen. Nach einer über einstündigen Führung durch das Gebäude und die Archivbestände unter Erläuterung der Aufstellung sowie konservatorischer Aspekte, erhielten die Teilnehmenden eine Einführung in die Recherche im Archiv. Der anschließende Paläografiekurs war ein echtes Highlight der Studientage: Anhand der Staetmasse von Peter Paul Rubens führte uns Klara Alen in die niederländische Paläografie des 17. Jahrhunderts ein. In der Gruppe wurden dann anhand verschiedener Passagen aus der Staetmasse und anderen Quellen wie den Liggeren (Nachlass der St. Lukas-Gilde) Übungen vor den Originalen durchgeführt.

Nach einer gemeinsamen Lunch-Pause ging das Programm am Nachmittag im Rubenianum weiter. Begrüßt und in die Institutionen Rubenianum und Centrum Rubenianum eingeführt wurden wir von Abigail Newman und Nils Büttner. Nach einer Tour durch das Gebäude, die Bibliothek und weiterer Bestände wie den Dokumentationsmappen begann das eigentliche Kolloquium. Als Raum für die Vorstellung von Dissertations- und anderen Forschungsprojekten bietet es Forschenden die Möglichkeit, in einer kleinen Runde ihre Themen vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren. Den Auftakt machte SANJA HILSCHER (Stuttgart) mit einer Interpretation des Gemäldes „Kartenspiel auf der Wiege“ von Johannes van Wijckersloot, dessen Œuvres den Kern ihres kürzlich begonnen Dissertationsprojekts ist. Anschließend stellte V.E. MANDRIJ (Konstanz/Stuttgart) ein Anschlussprojekt an die kürzlich eingereichte Dissertation und ein echtes Herzensprojekt zu The World is a Still Life vor. Wir sind gespannt auf das Essay, das daraus entsteht.

Doch damit war der erste Studientag noch nicht vorbei: Direkt im Anschluss ging es in das erst vor wenigen Monaten wiedereröffnete Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen (KMSKA), wo uns Nico Van Hout – Rubensexperte, Sammlungsleiter und Kurator für Gemälde des 17. Jahrhunderts am KMSKA – mit einer packenden, mehrstündigen Führung durch das Museum, vor allem dessen neu konzipierter Dauerausstellung, begleitete. Bei einem gemeinsamen Abendessen neben der Antwerpener Liebfrauenkathedrale und umgeben von Heiligenstatuen konnten wir die Diskussionen weiterführen und den Tag ausklingen lassen.

3a Palaografie Workshop mit Klara Alen.  4 Fuhrung Rubenianum mit Abigail Newman.  5 Fuhrung im KMSKA mit Nico Van Hout

Der zweite Studientag, an dem wir erneut im Rubenianum tagten, war gänzlich der Projektvorstellungen der Teilnehmenden gewidmet. ANNA ELISABETH KREBS (Bochum/Berlin) startete mit der Vorstellung ihres Dissertationsprojekts zu Jan van Eyck, in dem sie eine Neubewertung der in seinen Gemälden verwendeten Schriftzeichen vornimmt. Anschließend stellte MARTIN HANSSEN (Jena/Berlin) sein in diesem Jahr aufgenommenes Promotionsprojekt zur Bildproduktion in Köln und den umliegenden Gebieten im Zeitraum 1455–1490 vor, wobei der Fokus seines Vortrags auf der Rekonstruktion des Dürener Altargemäldes des Meisters des Marienlebens lag. In ihrem unmittelbar mit Antwerpen verbundenen Projekt beschäftigt sich SOPHIE RÜTH (Hamburg) mit der Antwerpener Festkultur in der Frühen Neuzeit. Im Mittelpunkt ihrer Präsentation stand die Analyse der kreativen Aneignung des besnijdenis-ommegang von 1561 in der von Maarten van Heemskerck entworfenen und von Cornelis Cort gestochenen Kupferstichserie Der Kreislauf des Menschlichen Daseins (1564). Im Zentrum ihres Vortrags stand dabei das ersten Blatt der Stichfolge: Der Triumph der Welt. Aufgrund eines krankheitsbedingen Ausfalls wurde der Vortrag von VERONIKA KORBEI (Wien) vorgezogen. Im Rahmen ihrer Recherche zu Rubenszeichnungen für den Band des Corpus Rubenianum Jacob Burchard („unrelated drawings“) stellte sie einige bisher nur wenig beachtete Blätter des Antwerpener Barockmeisters vor, zu denen es noch offene Fragen gibt und die nicht mit bekannten Werken in Verbindung gebracht werden können. Die Vormittagssektion schloss mit einem Vortrag von RĂZVAN-IULIAN RUSU (Utrecht/Apeldoorn) ab. In seiner Masterarbeit analysiert er die Ikonografie von Daniel Marots Entwurf für die Bemalung des großen Treppenhauses im Paleis Het Loo in Apeldoorn und verortet diese in einem (außer-)europäischen Kontext.

Die Nachmittagssektion eröffnete REBEKKA HOUMMADY (Marburg) mit einem Vortrag zum portrait historié der Göttin Minerva in der niederländischen Malerei des Barock, welches sie im Rahmen ihrer Masterarbeit systematisch untersucht und kategorisiert. Den anschließenden Vortrag widmete THERESA BRAUER (Konstanz) der niederländischen Nachtlandschaft. Anhand von Aert van der Neers Große Feuersbrunst stellte sie Überlegungen zur Maltechnik in der Nachtlandschaft an und kontextualisierte diese im zeitgenössischen Diskurs. Um die Rolle von weiblichen Mäzenen im Kontext der Sammlungs- und Auftragsgeschichte ging es im Vortrag von MICHÈLE SEEHAFER (Amsterdam), die anhand von Lackkabinetten den Austausch von niederländischen Künstlern am Dänischen Hof untersucht. Der abschließende Vortrag kam von ANGELINA ILLES (Wien). In ihrem Vortrag beschäftigte sie sich mit dem Handel von japanisch inspirierten Kleidungsstücken im frühen 18. Jahrhundert und stellte die Datenbank des The Dutch Textile Trade Project vor. Nach Abschluss des Kolloquiums schlossen sich noch einige Teilnehmende zu einem gemeinsamen Abend zusammen.

Am darauffolgenden Tag fuhren einige Studientagteilnehmende zudem weiter nach Amsterdam, um sich im Rahmen einer ANKK excursie die Vermeer-Ausstellung im Rijksmuseum anzusehen.

6 gemeinsames Abendessen im Elfde Gebod.  7 Vortrage im Rubenianum.  8 Vermeer Ausstellung im Rijksmuseum Amsterdam

Alle Vorträge regten zu einer fruchtbaren Diskussion an, mit der die Vortragenden die Breite der Forschungsinteressen des Arbeitskreises präsentierten und zudem wichtige Hinweise sammeln konnten, die sie in ihrem Forschungsvorhaben weiterbrachten und zu neuen Herangehensweisen anregten.

Allen Institutionen und Personen, die den ANKK herzlich empfangen und das reiche Programm der Studientage tatkräftig sowie finanziell unterstützt haben, sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.

Wir freuen uns auf die Studientage im kommenden Jahr!

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